Veronika Peters: „Das Meer in Gold und Grau“
Am: | Februar 21, 2012
Eine junge Frau findet sich selbst, findet ihre Ruhe und ihren Mittelpunkt wieder. Eine junge Frau, die sich in ein kleines Hotel an der verschlafenen Ostseeküste zurück zieht.
Hier erzählt die Autorin von Ruth, ihrer alten Tante, die Spuren im Leben hinterlassen hat. Sie gab der Ich-Erzählerin einen Ort, an dem sie anderen Menschen begegnete. Das Hotel Palau in der Seestraße wird zur vorüber gehenden Heimat und zur Bühne eines Lehrstücks in Sachen Lebensweisheit. Was ist wirklich wichtig im Leben? Worauf kommt es an?
Katia ist fast dreißig, als sie eines Tages fast gleichzeitig Job und Wohnung verliert. Derart ins Nichts gestoßen macht sie sich auf den Weg zur Halbschwester ihres Vaters, von der sie lediglich weiß, dass sie ein kleines Hotel in Ostholstein führt. Diese Reise ins Unbekannte wird zu einer Reise in die eigene Vergangenheit und die ihrer Familie.
Die Autorin Veronika Peters hat selbst ein bewegtes Leben hinter sich, obwohl sie erst Mitte vierzig ist. Sie verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und Afrika, verließ bereits mit fünfzehn das Elternhaus, verdiente mit Gelegenheitsjobs das Geld fürs Leben. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin arbeitete sie in einem psychiatrischen Jugendheim, bis sie 1987 für zwölf Jahre ins Kloster ging. Heute ist sie verheiratet, hat eine Tochter und lebt als freie Autorin in Berlin. Bekannt wurde sie durch ihr Buch „Was in zwei Koffer passt – Meine Jahre im Kloster“, das 2008 erschien. 2011 folgte ein Roman, der in Afrika spielte, und nun also „Das Meer in Gold und Grau“.
Der neue Roman von Veronika Peters ist ein stilles Buch. Die Sprache ist ruhig und gleichmäßig schwebend. Sie entführt den Leser von der ersten Seite an aus dem Lärm und der Hektik des Alltags. Die Lektüre ist wie ein Tag an der Ostsee: in der Nebensaison, wenn das Wetter kühl, der Himmel bedeckt, aber das Wetter trocken, die Luft rein und die Stimmung gut ist. Getragen von einem leichten, salzigen Wind spaziert man mit einem Gefühl der Leichtigkeit den Strand entlang
und spürt, wie die Lebenskräfte mit jedem Schritt und jedem Atemzug in die ermatteten Körper zurück kehren. Beinahe wie nach einer schweren Krankheit, wenn man wieder die Energie und Zuversicht in sich spürt, die sich so lange aus dem eigenen Leben entfernt hatten, dass man fast meinte, ohne sie auskommen zu müssen.
Bei aller Leichtigkeit des Erzähltons geht es um Katias alte und schwerkranke Tante, die sie erst jetzt wirklich kennen lernt und die sie gleichzeitig bei ihrem Sterben begleiten muss. Die Art und Weise, wie die Ich-Erzählerin von ihrer Zeit mit der resoluten Ruth und von dem langsamen Prozess des gegenseitigen Kennen- und Verstehenlernens berichtet, macht die Anmut und die Schönheit dieses Romans aus.
„Das Meer in Gold und Grau“ ist das perfekte Buch für einen milden Wintertag oder für ein paar stille Tage an der Ostsee während der Vorsaison. Es macht Lust auf das Leben und Mut, Entscheidungen zu treffen.
Hat Ihnen die Rezension weiter geholfen? – belletristiktipps ist ein unabhängiges Medium für Rezensionen von belletristischen Neuerscheinungen. Damit dies auch so bleiben kann, brauchen wir Ihre Unterstützung: Wenn Sie dieses Buch kaufen möchten, benutzen Sie bitte den folgenden Link zu unserem KULTURBUCHLADEN oder unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer kleinen Spende. – Vielen Dank!
Autor: Veronika Peters
Titel: “Das Meer in Gold und Grau”
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442311683
ISBN-13: 978-3442311682