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Helmut Frielinghaus (Hg.): „Das Günter Grass Lesebuch“

Am: | August 10, 2009

Helmut Frielinghaus (Hg.): "Das Günter Grass Lesebuch"Ist es nicht eigentlich ein unmögliches Unterfangen, das Werk eines weltberühmten Schriftstellers und Nobelpreisträgers wie Günter Grass in einem 440-seitigen „Lesebuch“ repräsentieren zu wollen? Was soll in diese „Best of“-Sammlung aufgenommen werden und was soll draußen bleiben? Kann man ernsthaft behaupten, einen Überblick über das Werk eines Künstlers solchen Ranges geben zu können, der seit Jahrzehnten sowohl in Erzählungen und Romanen, als auch auf dem Gebiet der Lyrik und der Essayistik tätig ist und sich nicht zuletzt auch als Zeichner und politischer Redner in der Öffentlichkeit präsentiert?

Helmut Frielinghaus ist seit 1989 Lektor von Günter Grass. Im dtv-Verlag ist nun sein „Günter Grass Lesebuch“ mit eben diesem Anspruch erschienen. Und das Ergebnis ist überzeugend.

Vor allem für Schüler und Studierende ist dieses Lesebuch gedacht, heißt es in dem Nachwort des Herausgebers. Aber auch alle Freunde von Grass’ literarischem Werk werden hier sowohl auf alte Bekannte stoßen als auch manch Neues entdecken können. Interessant ist hier vor allem die Zusammenstellung der Texte. Vor allem aber ist es ein Buch für „Grass-Anfänger“, die sich einen Überblick über Günter Grass’ umfangreiches Werk verschaffen möchten. Und in der Tat bietet dieses Lesebuch einen schönen Einstieg in das vielschichtige Oeuvre des Künstlers.

1956 veröffentlichte Grass seinen ersten Gedichtband „Die Vorzüge der Windhühner“, 1959 folgte dann der vielleicht größte Erfolg, der Roman „Die Blechtrommel“. Dann folgten „Katz und Maus“, „Der Butt“ und „Hundejahre“, „Das Treffen in Telgte“, „Die Rättin“, „Unkenrufe“, „Ein weites Feld“, „Mein Jahrhundert“, „Im Krebsgang“, „Vom Häuten der Zwiebel“ und letztens „Die Box“.

Frielinghaus hat sich eingehend mit den Werken aus fünf Jahrzehnten und mit dem Menschen Günter Grass beschäftigt, und es kristallisierten sich Themenbereiche heraus, die immer wieder auftauchten, und Geschichten, die immer wieder behandelt wurden.

So entstand eine interessante Gliederung des Werkes von Günter Grass. Die literarischen Texte und Auszüge aus den Erzählungen und Romanen werden ergänzt durch Gedichte und Reden des Autors zu verschiedenen Anlässen.

Dem Leser wird somit eine Geschlossenheit und Stringenz des künstlerischen Werkes suggeriert, die aber auch dem Selbstverständnis des Künstlers entspricht. Grass ist gebürtiger Danziger aus dem Stadtteil Langfuhr, und sein Werk kommt immer wieder auf diesen Ort der Kindheit und seiner Erinnerungen zurück.

Und Grass er ist immer ein Schriftsteller, der sein Schreiben als einen Prozess innerhalb der ihn umgebenden Wirklichkeit ansieht und sich als Autor nicht als „abgehoben oder in Zeitlosigkeit verkapselt, sondern als Zeitgenosse sieht, mehr noch, dass er sich den Wechselfällen verstreichender Zeit aussetzt, sich einmischt und Partei ergreift“. So formulierte es Grass 1990 in seiner Frankfurter Poetikvorlesung „Schreiben nach Auschwitz“.

Der Schriftsteller, das politische Wesen. Das ist Günter Grass als Mensch und als Autor, und so ist sein Werk immer auch von seinem politischen Bewusstsein und von einer absichtsvollen Parteinahme beim Schreiben geprägt. Helmut Frielinghaus unterstreicht diese Erkenntnis durch seine Auswahl an Texten für das „Günter Grass Lesebuch“ und macht so die Bekanntschaft mit dem größten und bekanntesten deutschen Schriftsteller unserer Zeit zu einem wahren Leseerlebnis.

 

Autor: Helmut Frielinghaus (Hg.)
Titel: „Das Günter Grass Lesebuch“
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 3423137606
EAN: 978-3423137607

 

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