Fiona Davis: „Wovon sie träumten“
Am: | Februar 13, 2018
Die Idee ist spannend: Es geht um ein Gebäude in New York. Das Barbizon. In diesem wohnen im Jahre 2016 ganz normale Leute in Eigentumswohnungen. Und in einer Etage die Langzeitmieterinnen — Damen, die bereits im Haus wohnten, als es ein Hotel für Frauen war, 1952.
Die Hauptfiguren sind vor allem Rose in der Neuzeit und Darby aus der Vergangenheit und in der Neuzeit. Beide Damen lernen sich per Zufall kennen. Was zu viel gesagt ist, denn sie lernen sich erst Ende des Buches etwas kennen. Rose ist bei einer Zeitschrift tätig und die neue Lebensgefährtin eines politisch ambitionierten Mannes namens Griff. Der hat mit ihr in diesem Haus ein neues Leben begonnen. Und eingangs des Buches endet es auch schon wieder.
Im Zuge dessen braucht Rose eine neue Bleibe, und so kommt sie durch Zufall bei Darby während ihrer Abwesenheit unter. Einen Auftrieb im Job braucht sie auch und natürlich Geld. Also beschließt sie aus den Fragmenten der Geschichte, die der Portier über die ehemaligen Mieterinnen und Miss Darby erzählt, eine Story zu machen. Unterlagen aus der Wohnung helfen dabei. Sie recherchiert fleißig mit einem Fotografen, trifft sich mit anderen Menschen aus den Jahren des Frauenhotels und langsam fügt sich alles.
Derweil spielt das Leben, und es kommt immer anders, als man plant und denkt. Sie lebt mit dem Pflegehund zusammen, der ihr in seiner Art einiges nebenbei beibringt. Durch ihre Handlungsweise verletzt sie Menschen, überschreitet Grenzen. Und hat Glück, dennoch die Geschichte im Original und aus betroffenen Munde zu hören.
Das passiert in den letzten drei Kapiteln. Der Schluss wirkt somit etwas zusammengesucht. Vorher ist die Herausforderung beim Lesen die schematische Gliederung des Buches: Ein Kapitel handelt im Jahr 2016, das nächste im Jahr 1952. Mit einer enervierenden Gleichmäßigkeit. Gelegentlich möchte man tatsächlich auch noch die Spannung einer Zeit halten und die eine Geschichte gerne weiterlesen, aber man wird zum Wechsel gezwungen und muss wieder in die andere Geschichte hineinfinden.
Eine weitere Herausforderung ist entweder der Schreibstil der Autorin oder eine nicht wirklich gute Übersetzung. Es kommt zu Missverständnissen da die Ausdrucksweise teilweise verwirrt. Und gelegentlich sind schlicht die Worte unpassend. So „ist er ein anmutiger Liebhaber“ und im Liebesakt „erwiderte sie den Gefallen“ – klingt etwas schräg.
Alles in allem wären das eigentlich zwei interessante Bücher: eines, welches Rose und ihre Lebenskatastrophe mit Auswirkungen und der neuen Wendung zeigt; und eines, welches die Geschichte der Damen aus den 1950er Jahren zeigt. Deren Leben, deren Werdegang und ihr Dasein heutzutage. So sind viele kleine Geschichten in der großen Geschichte eingewoben und verlieren sich. Damit ist am Ende nichts gewonnen.
(C. S.)
Autor: Fiona Davis
Titel: „Wovon sie träumten“
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442485908
ISBN-13: 978-3442485901
Tags: Fiona Davis Wovon sie träumten > Frauen > new york > Rezension Fiona Davis Wovon sie träumten > Rezension Wovon sie träumten > roman > unterhaltung