Claudia Winter: „Die Wolkenfischerin“
Am: | April 3, 2018
Contenance ist alles! So lebt Claire — eine echte Pariserin mit hervorragenden Referenzen — in Berlin als Leiterin des Ressorts Lifestyle bei einem Berliner Gourmet Magazin. Sie hat eine noble Adresse und träumt von mehr Kunst und Kultur in ihrem Aufgabengebiet.
Ihre Art hat sie von ihrer Tante in Paris gelernt, wie so vieles mehr. Damit hat sie Erfolg. So wird hier flüssig und leicht ihre Geschichte erzählt. Von Kinderzeiten an, damit der Leser schon einmal eine Orientierung hat. Über die Jugend, die sie sich in Paris erkämpft hat. Und zu der jungen Frau, die erfolgreich und angesehen in Berlin lebt, bis alles auf dem Kopf steht.
Turbulent wird es, als ihre Vergangenheit sie einholt. Sie daran erinnert, immer noch das Mädchen aus der Bretagne zu sein. Mit Familie, Freunden, einer starken Dorfgemeinschaft und einem anderen Namen. Den hatte sie sich — genauso wie ihre Karriere — anderweitig aufgebaut.
Eine Zeitlang wird kapitelweise im Zeitenwechsel erzählt. Etwas anstrengend und nervend. Man ist gedanklich gerade bei der erwachsenen Claire, die sich über sich selber wundert. Beispielsweise, welche Facetten sie an ihrem Chef feststellt, der aber wirklich nur der Chef ist und bleiben soll. Dann blättert man die Seite um und liest die Gedankengänge und Vorkommnisse im Lebensabschnitt der jugendlichen Claire, die in Wirklichkeit Gwenaelle heißt.
Insgesamt ist der Roman aber eine leichte Lektüre mit Zuckerguss. Liest sich angenehm weg. Allzu viel nachdenken sollte man nicht darüber, denn dann blieben zu viele Fragen offen: ein Chef, der im Grunde seit 10 Jahren in sie verliebt ist; Diplome, die es gar nicht gibt; eine Adresse, die einer oberflächlichen Prüfung nicht standhält — und natürlich überhaupt der Plot.
Sie ist wegen eines familiären Notfalls in ihrer Heimat. Lernt ihre Kindheitsfreunde neu kennen. Und ihr Chef taucht ausgerechnet in diesem Dorf auf, um Urlaub zu machen. Was zu absurden Lügengeschichten ihrerseits führt und einem — ach so romantischen Weg zum Happyend. Immerhin darf der Leser öfter mal schmunzeln. Etwas anstrengend ist auch das „Ouuuu“, welches in bestimmten Situationen passt. Aber doch ein wenig zu häufig und auch unpassend genutzt wird.
Es ist eine nette Urlaubslektüre, um den Alltag hinter sich zu lassen. Man wird ja mal ein wenig träumen dürfen!
(CS)
Autor: Claudia Winter
Titel: „Die Wolkenfischerin“
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442485738
ISBN-13: 978-3442485734