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Sonia Velton: „Die Frau im Seidenkleid“

Am: | Februar 17, 2020

Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert in einem Teil vom damaligen London: Spitalfields. Es existiert noch heute, nur anders. Aber die Geschichte wird von einigen Fakten getragen und ist angelehnt an eine reale Figur.

Nur handelt es sich um eine Frau. Und die waren damals wenig wert, hatten kein eigenes Leben zu führen. Und doch versucht es Esther. Die Ehefrau eines hugenottischen Seidenwebers. In ihrem privilegierten Leben schaut sie auch nach unteren Schichten, hilfebedürftigen Menschen.

So ergab sich die Rettung eines Mädchens aus dem Hurenhaus – Sara. Sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben. Der Weg in ein normales Leben wurde ihr mit vielen Tricks versperrt. Durch einen Zufall kommt sie in den Haushalt von Esther als Hilfskraft die sich geschickt hocharbeitet.

Das Verhältnis ist ambivalent, jedoch von Loyalität und Verständnis geprägt. Im Grunde war alleine die Anstellung dieser jungen Frau der erste Schritt von Esther in ein selbstbestimmtes Leben. Es war nicht der Plan, aber führte dahin.

Die Geschichte beider Frauen im Milieu der Seidenweberei wird abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt. Eine gängige Schreibart, die oft langweilig wird – hier nicht! Es gibt für den Leser sehr viel zu erfahren über Seidenweberei, das Design der Stoffe, wie sie entstehen. Etwas, worüber sich kaum jemand Gedanken macht.

Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse lassen sich „en passant“ erleben, was sehr spannend ist und für Aufregung sorgt. Faszinierend, wie die Menschen mit ihrem Stand und ihren Möglichkeiten umgehen.

Und wie die Geschichte sich entwickelt. Alte Bekannte treffen sich wieder, Ränke werden geschmiedet, Intrigen gesponnen. Und dennoch gibt es Wege, Auswege. Denn die Frauen helfen einander.
Eine wunderbare Zeitreise. Man wird förmlich hereingezogen und ist neugierig auf alles, was kommen mag. Sie lesen auch in meiner Beschreibung, wie die Sprache ist – ohne Schnörkel, absolut glaubwürdig und doch im heutigen Kontext als Poesie zu beschreiben. In Zeiten, in denen der normale Umgangston relativ rau ist und viele Sätze nicht mehr ordentlich ausgesprochen, sondern verkürzt werden. Von Umgangsformen ganz abgesehen.

Es macht Freude, dieses Buch zu lesen. Und es bleibt zu hoffen, dieses Erstlingswerk wird noch weitere solcher Geschichten nach sich ziehen.

[C.S.]

 

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442314933
ISBN-13: 978-3442314935




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