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Thomas Glavinic: „Das bin doch ich“

Am: | Februar 2, 2010

Am besten stellt man sich vor, Denis Scheck existiere gar nicht! Dann braucht man auch seine Rezensionen nicht zu fürchten. Solche und ähnlich gute Ratschläge gibt Daniel Kehlmann seinem Freund, dem Autor Thomas Glavinic, der in „Das bin doch ich“ nach der Fertigstellung seines neuen Romans „Die Arbeit der Nacht“ die nervenaufreibende Wartezeit auf einen Verlagsvertrag und bis zur Veröffentlichung beschreibt.

Als schließlich der Hanser Verlag den Roman veröffentlicht und sich Glavinic schon Aussichten auf eine Nominierung zum dbp (Deutschen Buch Preis) macht, zieht sein Schriftstellerkollege und Freund Daniel Kehlmann mit seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ an ihm vorbei und fährt bis zum Ende der Geschichte die Verkaufszahlen auf fast 700.000 Exemplare hoch.

„Das bin doch ich“ ist die turbulente Beschreibung einer Wartezeit voller familiärer und persönlicher Katastrophen. Glavinic taumelt, wird von Hypochondrie und übermäßigem Weißwein-Konsum stark mitgenommen, versucht sich über die Schaffenskrise und die Leere im Kopf hinweg zu retten, die nach der Fertigstellung eines Romans immer auftritt.

Dabei lässt er den Leser nahe an sich heran, manchmal wirklich sehr sehr nahe, bis hin zu einer Darmgrippe und ihren drastischen Auswirkungen während einer Zugfahrt… Doch all dies geschieht in einem temporeichen, pfeilgeraden und angenehm unverdrehten Erzählstil. Glavinic hat mit „Das bin doch ich“ nicht nur das Psychogramm eines bekannten (aber eben nicht ganz so erfolgreichen) Schriftstellers gezeichnet und macht den Leser mit den Höhen und Tiefen des Literaturbetriebs bekannt.

Alle Namen sind echt. Bis hin zu den Verlagsmitarbeitern ( Hallo Frau Knecht, schöne Grüße von kulturbuchtipps an den Hanser Verlag!) und den Literaturkritikern. Auch der Roman „Die Arbeit der Nacht“, um den es in diesem Buch geht, ist real; er erschien 2006 im Hanser Verlag und liegt jetzt – wie dieses Buch – als Taschenbuch beim dtv vor.

„Das bin doch ich“ liest sich in einem Rutsch und ist eine sowohl witzige als auch lehrreiche Geschichte für alle, die immer noch davon träumen, einmal selbst als Schriftsteller reich und berühmt zu werden…

Bei aller Leichtigkeit finden sich in Thomas Glavinics Roman auch sehr tiefsinnige und von Selbstzweifel geprägte Gedanken: „Wie so oft, wenn ich getrunken habe, beginne ich allerhand selbstquälerische und von Selbstmitleid nicht gänzlich freie Fragen aufzuwerfen: Mache ich möglicherweise denselben Fehler wie so viele andere Schriftsteller, überschätze ich mich? Bin ich in Wahrheit ein durchschnittlich begabter, leichtgewichtiger Autor, der nie imstande sein wird, ein Meisterwerk zu schreiben, ebenso wie er nie imstande sein wird zu erkennen, was in Wahrheit sein Niveau ist? Das Talent, das ich angeblich habe – ein Irrtum?

Diese Sorgen kann man dem Autor ruhig nehmen. Wenn auch „Das bin doch ich“ vielleicht nicht unbedingt ein Meisterwerk ist, so doch eine unterhaltsame Lektüre und eine gelungene Geschichte, die den Leser auf 236 Seiten ohne Spannungsverluste erfreut. Das macht neugierig auf mehr, allem voran den so oft zitierten Roman „Die Arbeit der Nacht“.

Autor: Thomas Glavinic
Titel: „Das bin doch ich“
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423138459
ISBN-13: 978-3423138451

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